Pritschenmeister

 

Von alters her war die wichtigste Person auf allen Schützenfesten der »Platz- oder Pritschenmeister«.
Er war der Festordner, tanzte in drolliger Manier vor dem Schützenzuge her, hatte die vorgeschriebenen Formen zu beaufsichtigen, überhaupt in jeder Weise aufrechtzuerhalten. Wer gegen die erlassenen Schießordnungen verstieß, 
die Schützen störte, vor das Ziel lief usw., wurde ohne Ansehen der Person vom Pritschenmeister zu einem sichtbaren Gerüst geführt und hier mit der Pritsche verprügelt, wozu der Pritschenmeister laut humorvolle Verse zum Besten gab. Er lobte mit humoristischen Stegreifversen die guten Schüsse und verspottete die schlechten Schützen in derselben Form.

Die Schützen, die neben die Scheibe schössen, bekamen mit seiner Pritsche zur Strafe einen Schlag auf das Gesäß.
Der Schütze, der unter vier Schüssen nicht einmal die Scheibe traf, wurde mitten auf dem Festplatze vom Pritschenmeister verhöhnt, und wer auf dem Feste irgendeinen Streit anstiftete, musste auf Befehl dieses gewaltigen Mannes ein Fass Bier stiften.

Eine Tradition, die uns leider verloren ging, ist die des Pritschenmeisters. Er war seit jeher eine der interessantesten Persönlichkeiten beim Schützenfest.

 

 

1957

 

Wer erinnert sich nicht gern daran, als noch bis Anfang der 70er Jahre tanzend den Schützenfestumzug anführte.
Er diente früher dem Schützenoffizium zur Bedienung und zur Ausübung der niederen Polizei bei öffentlichen Schießen und Festlichkeiten.
Schon in den alten Schützenordnungen sind die Stellung, Aufgaben und Befugnisse besonders hervor-gehoben.
Bei ungebührlichem Verhalten von Personen hatte er diese vorzuführen und zu bestrafen.
So steht es in § 32 der ältesten noch vorhandenen Zellerfelder Schützenordnung von 1798. Auch war er berechtigt, über die Schützen selbst bei Zuwiderhandlungen Strafen zu verhängen und an Ort und Stelle zu vollziehen.
Die zu bestrafenden Personen wurden in den Predigtstuhl (Holzgerüst auf dem Schützenplatz) über eine Bank gezogen und mit der Pritsche „bearbeitet“. Dieser strenge Brauch ließ sich später wohl nicht aufrechterhalten und ist fortgefallen. Der Pritschenmeister benutzte seine Pritsche dann nur noch in humorvoller Weise dadurch, indem er jemanden angeschlagen hat, um ihn zu veranlassen, einen Obolus in eine bereitgehaltene Sammelbüchse zu stecken.

 

 


1963
 


 Von 1896 bis 1971 stellte die Familie Lotze
die Pritschenmeister in Zellerfeld
 


 Niedersachsentag Oktober 1993
 


Die Pritsche oder Klatsche ist ein ca. fünfhundert Jahre altes scherzhaftes Schlag- und Züchtigungsinstrument des
Pritschenmeisters aus Holz oder Pappe, das auch bei der Kasperlefigur und bei den Narren im Karneval Verwendung findet.

Die Pritsche ist etwa 40–50 cm lang, wenige Zentimeter breit, aus harten Kartonstreifen z-förmig längs gefaltet, mit einem schmaleren, verklebten Griffbereich. Die gehobene Variante ist aus dünnen Holzbrettchen verleimt, die im Inneren ebenfalls z-förmig miteinander verbunden sind. Durch das leichte Aufschlagen der Pritsche

 

entsteht durch schlagartiges Auspressen der Luft und Aufeinandertreffen der Papp- oder Holzblättchen ein knallartiger Ton. Frühere Varianten besonders als Pritschenmeisterutensil hatten einen runden, ovalen oder tropfenförmigen komprimierbaren Schlagteil an einem langen Stab befestigt, oft mit Schellen und Bändern an der Übergangsstelle geschmückt. Beide Teile waren zum Teil aufwändig verziert und bemalt

Seit dem 16. Jahrhundert bis heute ist sie das Hauptutensil des Pritschenmeisters, der als  Spaßmacher, als Zeremonienmeister und als Ordnungshüter bei Schützenfesten, im Karneval, bei Kirmesvereinen u. ä. wirkte. In früheren Zeiten wurde die Pritsche auch gerne von den Narren benutzt, um Geräusche zu erzeugen. Heute ist die Pritsche besonders im Karneval ein unverzichtbares Requisit. Der Kölner Karnevalsprinzbeispielsweise trägt diese Insigne anstelle eines Zepters als Symbol seiner Macht und der Einheit mit seinem närrischen Volk in der Hand.

In den Aufführungen des Kasperles hat dieser ebenfalls seit Jahrhunderten eine Keule oder eine Pritsche, um das böse Krokodil oder den Räuber zu verhauen


 


Erich Lotze 1953 in Bad Grund